|
14.10.2023 / Aquarium (Skalitzer Str. 6, 10999 Berlin)/ 14-18 Uhr /
Mit der Pandemie und ihren Folgen, sich ständig ausweitenden Kriegsherden, rasante Klimaveränderungen und weiteren Krisen des fossilen Kapitalismus sind wir umgeben von medial verstärkten Katastrophenszenarios. Die aktuellen Krisen („Polykrise“) manifestieren sich in gesellschaftlichen Kämpfen, in der Zuspitzung sozialer und ökonomischer
Ungleichheit und in der Zunahme von Gewalt, auch in institutioneller Form. Ängste und Unsicherheiten durchziehen die Gesellschaft und, als Anspannung und Erschöpfung, auch unsere Körper: Unruhe liegt in der Luft. Und kann in Unruhen münden.
„Unruhig bleiben“ ist der deutsche Titel eines bekannten Buches der US-amerikanischen feministischen Theoretikerin Donna Haraway („Staying in Trouble“ im Original). „Es ist unsere Aufgabe, Unruhe zu stiften“, schreibt Haraway, „zu wirkungsvollen Reaktionen auf zerstörerische Ereignisse aufzurütteln, aber auch die aufgewühlten Gewässer zu beruhigen, ruhige Orte wieder aufzubauen“.
Was hat es auf sich mit der Unruhe, wieviel Unruhe braucht und verträgt die Gesellschaft, wieviel das Individuum? Welche Formen der Unruhe sind wichtig, als Ausdruck von Dissens, als Aufbegehren und Sich-zur-Wehr-setzen gegen ungerechte und zerstörerische Systeme und Autoritäten? Wie lässt sich Unruhe und Unsicherheit in Engagement und Gestaltungswillen wenden, in eine aufmerksame Kritik an der gegenwärtigen Stadt? Und wann, wo und wie macht Unruhe krank? Wie lässt sich Aktivismus mit Regeneration und Nachhaltigkeit verbinden? Und was bedeutet das Spannungsverhältnis von Unruhe und
Ruhe für eine gemeinsame Gestaltung von Stadt?
Zur Veranstaltungsreihe GEMEINE STADT
Angesichts von zunehmenden Verteilungskämpfen und der Notwendigkeit einer klimagerechten Transformation der Gesellschaft stellt sich immer dringlicher die Frage, wie die Stadt und ihre öffentlichen Güter gemeinsam gestaltet werden können. Wie lassen sich existenzielle Bedürfnisse wie Wohnen, Mobilität oder eine intakte Umwelt gerecht befriedigen? Wie können für alle Bewohner*innen gleiche Rechte auf urbane Bürgerschaft hergestellt werden? Wie lässt sich Stadt in ihrer Pluralität, Diversität und Dynamik als gemeinsamer Raum verstehen und organisieren?
Diese Fragen stehen im Zentrum des von Sabrina Dittus, Stephan Lanz und Kathrin Wildner im Auftrag der Berliner Landeszentrale für politische Bildung realisierten Projekts „gemeine stadt: berlin gemeinsam gestalten“. Es umfasst eine Veranstaltungsreihe sowie die multimediale, mit künstlerischen, aktivistischen, journalistischen und wissenschaftlichen Beiträgen bestückte digitale Publikation www.gemeinestadt.net. Dabei widmen sich die 2021 und 2022 durchgeführten Veranstaltungen und Kapitel den Themen Straße, Versammlung, Eigentum, Umweltgerechtigkeit, Kollektive und Daseinsfürsorge. Mit »Home« / Zuhause sowie mit Unruhe/n beschäftigt sich die 2023 von Sabrina Dittus und Kathrin Wildner kuratierte zweite Staffel.
|